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„Studie über erhöhten Glukoseumsatz im Gehirn unter Handy-Einfluss
erzeugt große Medienresonanz“



Zitat aus WIK-EMF-Brief 37_2011_01.pdf (Auswahl: K. D. Beck)

„Studie über erhöhten Glukoseumsatz im Gehirn unter Handy-Einfluss erzeugt große Medienresonanz“

Ein Forscherteam unter der Leitung von Nora D. Volkow (Direktorin des Nationalen Instituts für Drogenmissbrauch, NIDA, Bethesda, Md., USA) hat in einer vorläufigen Untersuchung festgestellt, dass der Gehirnstoffwechsel von Testpersonen nach einer 50-minütigen Exposition mit einem am Kopf befestigten Handy angeregt wurde.

Die Fakten:
An 47 gesunden Probanden wurde nach einem 50-minütigen Telefonat unter standardisierten Be-dingungen eine Computertomografie des Gehirns vorgenommen (PET = Positronen-Emissions-Tomografie), aus der man Rückschlüsse auf den Glukoseumsatz im Gehirn ziehen kann (anhand einer Schnittebene auf der Höhe der Handyantenne). In einem zweiten Durchgang mit denselben Testpersonen verfuhr man genauso, allerdings war das Telefonat hierbei nur simuliert. In allen Versuchen wurde jeweils ein Handy rechts und eins links am Kopf der Testpersonen befestigt. Im Expositionsversuch war nur das rechte Handy eingeschaltet, der Lautsprecher aber auf „stumm“ gestellt, und in dieses Handy wurde eine gesprochene Nachricht gesendet, um Sprachverkehr zu simulieren. Im Scheinversuch blieben beide Handys deaktiviert. Durch den ausgeschalteten Laut-sprecher während des Expositionsversuchs sollten für die Probanden verblindete Versuchsbedin-gungen herrschen. Die Reihenfolge von aktivem Versuch und Scheinversuch wurde nach dem Zufallsprinzip gewählt bzw. auf die Probanden verteilt (randomisiertes Crossover-Versuchsdesign, bei dem jede Testperson ihre eigene Kontrollperson ist). Mit statistischen Tests verglich man da-nach beide Bedingungen je Person in Bezug auf den Gesamt-Glukoseumsatz. Außerdem suchte man nach mindestens acht Kubikzentimeter großen Gehirnarealen, die in Abhängigkeit von der abgeschätzten Feldstärke im Gehirn einen erhöhten lokalen Glukose-Stoffwechsel aufwiesen
Nach Aussage der Autoren wurde kein erhöhter Stoffwechsel im gesamten Gehirn nachgewiesen, jedoch zeigte der Hirnbereich, der am nächsten zur eingeschalteten Handyantenne lag, einen um 7% signifikant erhöhten Glukoseumsatz. Es sei aber nicht bekannt, ob dieses Ergebnis klinisch relevant ist. Die Ergebnisse lieferten außerdem keine Information über mögliche krebserregende Wirkungen durch langzeitigen Mobilfunkgebrauch.

Kommentare:
In einer Fülle von öffentlichen Stellungnahmen setzen sich Institutionen, Wissenschaftler und Me-dien mit der Studie auseinander und weisen darin auch auf Schwachstellen der Untersuchung hin, die den vorläufigen Studiencharakter unterstreichen. Wesentliche Kritikpunkte aus diesen Stel-lungnahmen sind:
• Sehr begrenzte Aussagekraft der dosimetrischen Abschätzungen
o Nur Antennenabstand als Maß der Exposition anstatt einer Berechnung induzierter Felder. Daher keine SAR-Angaben und nur Angabe relativer Feldstärkewerte im Gehirn anstatt absoluter Werte.
o Schlecht definierte Antennen-Ausgangsleistung während der Versuche.

• Verblindung:
o Einfache Verblindung (im Gegensatz zu doppelter) birgt Gefahr der Verfälschung durch das Versuchspersonal.
o Selbst einfache Verblindung nicht zweifelsfrei gewährleistet, da Erwärmung des Testhandys im Vergleich zum ausgeschalteten Handy nicht berücksichtigt wurde und somit verfälschenden Einfluss haben kann.

• Der vorläufige Charakter der Studie wird von den Autoren eingeräumt. Die in Medienberichten und Stellungnahmen veröffentlichten, zum Teil weitgehenden Interpretationen sind daher nicht gerechtfertigt.
• Der nachgewiesene Effekt ist sehr gering.
• Abbildung 2 in der Publikation (zwei Beispiel-PET-Scans von einer Versuchsperson) zeigt ein-deutig Unterschiede in allen Gehirnregionen zwischen den Bedingungen „Handy ein“ und „Handy aus“, die nicht erklärt werden. Nach Bereinigung um diesen „Basisunterschied“ könnte der ange-deutete Effekt zumindest in dieser Darstellung verschwinden.

Auf Nachfrage teilten die Autoren der Redaktion mit, dass sie aufbauend auf ihre Ergebnisse eine Folgestudie planen.


Bibliografie: Volkow et al., JAMA. 2011; 305(8):808-813., Studienabstract, Editorial zur Studie
Link: http://www.wik-emf.org/fachbeitraege.html
Auswahl: EMF Brief 37, 02.03.2011

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