Präsident der Ärztekammer Niedersachsen warnt vor Gesundheitsrisiken
Quellen: www.krebs-kompass.de, Ärztekammer Niedersachsen
Der folgende Bericht stammt bereits vom September vergangenen Jahres. Er ist aber sicher nicht jedem bekannt. Besonders interessant sind die Tips für Handy-Nutzer am Ende des Artikels, die in der Konsequenz eigentlich nur eine logische Schlußfolgerung haben: Hände weg von Handys!
14.09.2001 Hannover, Aurich (äpn) - Verstärkte, industrie-unabhängige Forschungsanstrengungen zum Nachweis oder Ausschluß gesundheitlicher Gefahren durch den Betrieb von Mobilfunkanlagen und die Nutzung von Handys hat der Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, Prof. Dr. med. Heyo Eckel, gefordert.
Vor Journalisten in Aurich beklagte er, daß trotz der Fülle von mehr als 4.000 Studien weltweit über die schädigende Wirkung elektromagnetischer Felder auf biologische Systeme immer noch nicht wissenschaftlich objektiv darüber Auskunft gegeben werden kann, ob und mit welchem Potential die vor allem von Mobilfunksendeanlagen und -endgeräten (Handys) ausgehende Strahlung gesundheitsschädlich ist.
Die zunehmende Dichte des Sendenetzes und der erwartete verstärkte Absatz der Endgeräte vor allem mit der Einführung des UMTS-Standards (Universales Mobiles Telekommunikationsystem) mache die Dringlichkeit des Anliegens deutlich, sagte der Göttinger Radiologe, der auch Vorsitzender des Ausschusses "Gesundheit und Umwelt" der Bundesärztekammer ist. Zusätzlich zu den bereits bestehenden 50.000 Mobilfunksendeanlagen an 40.000 Standorten haben Experten weitere 40.000 Anlagen an 15.000 Standorten bundesweit errechnet, um eine flächendeckende mobile Kommunikation unter UMTS-Bedingungen zu gewährleisten.
Immer wieder tritt die Wissenschaft mit durchaus widersprüchlichen Studien an die Fachöffentlichkeit, in denen mal Entwarnung gegeben, mal die Ausbildung von Krebs oder anderen Erkrankungen nachgewiesen werde, klagte der Kammerpräsident. Unter den Beiträgen fänden sich "natürlich" auch immer wieder interessengeleitete Studien, die einer vernünftigen, unaufgeregten Risikokommunikation zwischen allen Beteiligten eher abträglich ist, kritisierte Eckel. Daher setze er sich beispielsweise bei der Fest-legung der gesetzlichen Grenzwerte im Mobilfunk für die Margen ein, mit denen man auf der sicheren, vorsichtigen Seite sei, denn: "Die Ärzteschaft muß darauf bestehen, daß der Ausbau einer modernen, sicherlich auch nützlichen Technologie den Vorsorgegedanken vor die bloßen ökonomischen Interessen der Industrie stellt".
Der niedersächsischer Ärztechef
räumte ein, daß Berichte aus der Bevölkerung über
Befindlichkeitsstörungen (Elektrosensibilität), die in irgendeiner
Weise mit Mobilfunk in Zusammenhang gebracht werden, durchaus ernst zu
nehmen seien. Vier bis zehn Prozent der Anwohner von Mobilfunkanlagen klagten
über unterschiedliche Gesundheitsbeschwerden wie Nervosität,
Unruhezustände, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme, Stechen in
der Herzgegend, Tinnitus-ähnliche Beschwerden, Augen-schmerzen, Nachlassen
der Sehkraft, Bluthochdruck, (extreme) Schlafstörungen und nächtliche
Schweißausbrüche. Um hier eindeutige Zusammenhänge nachzuweisen,
begrüßt die Ärzteschaft daher auch die von der Weltgesundheitsorganisation
WHO koordinierte internationale Fallkontrollstudie in 13 Ländern,
die bis zum Jahr 2003 klären soll, ob die Nutzung von Mobiltelefonen
das Erkrankungsrisiko, insbesondere für Krebs, erhöht. In Deutschland
sind dabei die Regionen um Bielefeld, Mainz/Wiesbaden, Mannheim/Ludwigshafen
und Heidelberg in diese Untersuchung einbezogen. Bis zur Vorlage einschlägiger
Ergebnisse sind laut Eckel alle Beteiligten gut beraten, eng und vertrauensvoll
miteinander zu kooperieren. Er begrüße daher eine Vereinbarung
zwischen sechs Mobilfunkbetreibern und den kommunalen Spitzenverbänden,
nach der künftig durch frühzeitige Informationen über die
Installation neuer Sendeanlagen und gemeinsamer Standortwahl Konflikte
von vornherein vermieden werden sollen und der Gesundheitsschutz zu seinem
Recht kommt. Durch die
Beachtung persönlicher Verhaltensregeln
in der Handy-Nutzung (vgl. Anlage zu dieser Presse-Information) könne
aber auch jeder Einzelne zur Risikominimierung bei dieser Technologie beitragen,
sagte der niedersächsische Kammerpräsident.
Tips für Handy-Nutzer:
1) Abschalten, vor allem nachts!
Weder eingeschaltetes Handy noch das schnurlose DECT-Telefon gehören
auf den Nachttisch.
2) Beim Rufaufbau oder bei schlechtem
Empfang ist die Strahlung besonders hoch. Deshalb am besten das Handy erst
ans Ohr halten, wenn der Empfang steht.
3) Nur kurz mit Mobiltelefonen telefonieren,
bei längeren Gesprächen vom Festnetzanschluß zurückrufen.
4) Mit Kopfhörer und Mini-Mikrophon
oder Freisprecher telefonieren.
5) Jugendliche unter 16 Jahren sollten
nur selten und kurz telefonieren. Sie absorbieren die Strahlung viel stärker
als Erwachsene.
6) Innerhalb von Gebäuden möglichst
selten das Handy benutzen; hier muß das Gerät um den Faktor
10 bis 100 mehr Leistung bringen als auf der Straße.
7) Nicht im Aufzug telefonieren.
Im Auto nur mit Außenantenne telefonieren. Im Auto strahlt das Telefon
besonders stark, wenn der Wagen keine Außenantenne hat, zudem werden
die Strahlen durch die Metallwände reflektiert.
8) Telefone mit Helix- oder Stummelantenne
strahlen oft stärker als Handys mit integrierter Antenne.
9) Neugeräte: Auf Telefone
mit niedriger SAR-Rate achten, das ist die "Spezifische Absorptionsrate.
Es gibt eine Einteilung in "sehr gering", "gering", "mittel" und "stark".
10) Gerät nicht am Körper
tragen.
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