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Immer noch Mobilfunkantennen bei Kindergärten

Quelle: Allgemeine Zeitung, 02.08.2002

Strahlen-Gegner machen mobil

Mobilfunk-Antenne neben Kindergarten ruft besorgte Eltern und Erzieherinnen auf den Plan
 
GONSENHEIM – Zwei Kindergärten liegen in unmittelbarer Nähe der Mobilfunk-Antenne auf dem Dach des Studentenwohnheims in der Canisiusstraße 29. Eltern und Erzieherinnen wollen, dass die Anlage verschwindet, sie fürchten um die Gesundheit der Kinder. Das Problem: Das Gebäude gehört zwar der Stadt, doch gegen den Mobilfunk-Betreiber hat sie keine Handhabe.
 
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Schmidt-Wyk

Dass auf dem Dach einer Kaserne eine Antenne steht, ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Nur: Die amerikanischen Militärs sind aus dem Gebäude Canisiusstraße 29 schon lange abgezogen, eingezogen sind inzwischen Studenten, außerdem Kinder zwischen zwei und sechs Jahren, die die Kindertagesstätte (Kita) Burg Unibunt in dem Vorbau gleich neben dem Tor besuchen. Die Antennen gehören dem Mobilfunk-Betreiber O2, das frühere Kasernengebäude und heutige Studentenwohnheim der städtischen Grundstücksverwaltungsgesellschaft. Die GVG kassiert für die Funkstation Miete von O2; der Vertrag war 1998 zustandegekommen und läuft zehn Jahre.

Etwa 50 Meter liegen zwischen den zwei Doppelantennen und der Burg Unibunt. 70 Meter trennen eine weitere Kita von dem strahlenden Dachgestänge: Die Sandflora, auf der anderen Seite der Ex-Kaserne im neuen Wohnpark Am Großen Sand. Seit Monaten setzen sich Erzieherinnen und Eltern der Burg Unibunt bei der Stadt dafür ein, dass die Antennen verschwinden, aus Angst um die Gesundheit der Kinder. Wegen des Strahlenrisikos haben besorgte Eltern ein Kind kürzlich sogar aus der Burg Unibunt herausgenommen.

Ob die Kinder bereits Krankheitssymptome zeigen? Erzieherin Mandy Bosch kann das so direkt nicht bestätigen, berichtet aber von Kindern, die schlecht einschliefen, merkwürdig wetterfühlig und zappelig seien. Eltern und Kita-Personal verfolgen die Diskussion über Gesundheitsrisiken des Mobilfunks aufmerksam. Dass nichts dran sein soll am Strahlenrisiko, wollen sie nicht glauben. „Es gibt genug Anzeichen, die mir sagen: Das kann nicht völlig ungefährlich sein“, meint Monika Dietrich, deren dreieinhalbjährige Tochter Anna in die Burg Unibunt geht. „Die entscheidende Frage ist doch: Muss erst ein Kind erkranken, damit was passiert?“

Die Antennen müssen weg, dafür hat die Stadt zu sorgen, fordern sie in der Burg Unibunt. Schließlich habe die Stadt versprochen, auf ihren Gebäuden keine Antennen mehr aufstellen zu lassen, wenn sich näher als 100 Meter „sensible Einrichtungen“ wie etwa Schulen und Kindergärten befinden. Das Dilemma: Als sich die Stadt zu dieser Selbstverpflichtung durchrang, gab es die Antenne in der Canisiusstraße schon längst. Wie Günther Ingenthron, Leiter des Stadtplanungsamtes, der AZ sagte, habe die GVG vergeblich versucht, den Vertrag mit O2 zu kündigen. Das sei letztendlich an den Kosten gescheitert: Die GVG müsste einen geeigneten Ersatzstandort stellen, die Anlage demontieren und neu aufbauen lassen. Eine rechtliche Handhabe gegen O2 gebe es nicht, denn die Strahlengrenzwerte würden mühelos eingehalten.

Das geht auch aus einer schriftlichen Antwort von Umweltdezernent Wofgang Reichel (CDU) auf Proteste aus der Burg Unibunt hervor: Die Strahlenintensität in der Umgebung der Antenne liege erheblich unter den in Deutschland geltenden Grenzwerten und selbst unter dem wesentlich strengeren schweizerischen Wert. Das habe eine „fachliche Prüfung durch das Umweltamt“ ergeben. Gleichwohl hält es Reichel für wünschenswert, wenn „durch Messungen des Mobilfunkbetreibers nachgewiesen werden könnte, dass die Werte in der Praxis noch deutlich niedriger liegen“.

Die Gruppe um Monika Dietrich möchte lieber einen unabhängigen Experten messen lassen, bloß: Wer bezahlt das? Dass der Stadt eine Demontage zu teuer ist, versteht Monika Dietrich nicht: „Man muss sich nur angucken, wofür sonst alles Geld da ist.“ Erzieherinnen und Eltern der Burg Unibunt wollen sich nun mit den Studenten des Wohnheims und der Kita Sandflora solidarisieren und gemeinsam gegen die Antennen mobil machen.

Kommentar der Elektrosmognews:

Wie war das doch mit der "Freiwilligen Selbstverpflichtung"? Außerdem: Die "Schweizer Grenzwerte" sind bekanntermassen ebenfalls viel zu hoch.

Fragebogen für Betroffene: http://www.elektrosmognews.de/news/fragebogen.htm

Aufruf zum Dauerprotest: http://www.elektrosmognews.de/news/aufrufzumdauerprotest.htm

Internationaler Fragebogen für Betroffene: http://www.health-concerns.org/

Mailkontakt: webmaster@elektrosmognews.de

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