Hier geht es zurück zur Startseite der Elektrosmognews

Landau: Kindergarten von Mobilfunkstrahlung am stärksten betroffen

Aus: Passauer Neue Presse, 08.01.2002

Mobilfunkstrahlen: Höchster Wert beim
Kindergarten "Regenbogenland" gemessen

Dieter Zingler: Antennenausrichtung ändern - Dr. Helmut Steininger: Weitere Experten hören und Debatte im Stadtrat

Von Thomas Maile
Landau. Die Ergebnisse der Mobilfunkmessung rund um das Voglmaier-Lagerhaus in der unteren Stadt sind da. Die Werte liegen extrem unter den gesetzlichen Grenzwerten, aber an vier von zwölf Stellen auch über dem "Salzburger Vorsorgewert" - darunter beim Kindergarten "Regenbogenland".

Ist Mobilfunk gesundheitsschädlich oder nicht? Diese Frage wird in der unteren Stadt heftig debattiert - nicht nur von den Mitgliedern der Initiativgruppe gegen die Mobilfunkantennen auf dem Voglmaier-Lagerhaus. Wie bereits mehrfach berichtet, haben sich die Gruppe und die Stadt die Kosten einer 3000 Mark teuren Strahlenmessung durch das Ingenieurbüro Prof. G. Käs geteilt, die am 6. Dezember durchgeführt wurde.
Ein Blick auf Zahlen und Daten zeigt, um was es geht: Die Grenzwerte der Bundesimmisionsschutzverordnung (BimSchV) lassen für das D-Funknetz eine Leistungsdichte von 900 000 Nanowatt pro Quadratzentimeter (nW/qcm) und für das E-Netz von 470 000 zu - ein Nanowatt entspricht einem Milliardstel Watt. Für Dieter Zingler, den Sprecher der Initiative, ein Unding: "Diese Grenzwerte schützen nur vor Hitzestress und Überwärmung des Körpers. Effekte bei minimalen Leistungen, ohne dass sich der Körper erwärmt, oder die Pulsmodulation werden nicht berücksichtigt."

Deshalb wurden die Landauer Werte mit dem "Salzburger Vorsorgewert" von 100 nW/qcm verglichen. In der österreichischen Landeshauptstadt haben sich Landessanitätsdirektion und Mobilfunkbetreiber auf diesen Wert geeinigt - "und man kann in Salzburg trotzdem gut mit dem Handy telefonieren", dies ist für Zingler der Beweis, dass dieser Grenzwert funktioniert.

In der unteren Stadt wird dieser "Vorsorgewert" an vier von zwölf Messpunkten überschritten. Am deutlichsten beim Kindergarten "Regenbogenland" mit 700 nW/qcm. Beim Anwesen "Am Mühlbach 6" waren es 168, an der Bushaltestelle Schlesische Str. 14 waren es 120 und bei der Johannis-Apotheke/Straubinger Straße waren es noch 105 nw/qcm. Die weiteren Messwerte (abnehmend): 76 nW/qcm (Eibenstr. 16), 74 (Viehauser/Kiendlstr.), 58 (Heinrich-Voglmaier-Str., draußen), 54 (Strelinstr. 9A), 45 (Heinrich-Voglmaier-Str., Wohnung), 25 (Bahnhofstr. 18A), 24 (Pfarrer-Huber-/Sudetenstr.) und 12 (Wohnung Sudetenstr. 9).

Für Dieter Zingler ist damit klar, dass zumindest die Ausrichtung der Antennen geändert werden muss, um die Belastung vom Kindergarten zu nehmen. Dafür sieht er gute Chancen, auch wenn sich die Mobilfunkbetreiber bislang nicht sehr kooperativ gezeigt hätten, zum Beispiel bei der Preisgabe von Daten. "Der Haken dabei ist, dass dann ein anderer die Strahlen abkriegt", so Zingler. Nicht sehr optimistisch ist er, was die Durchsetzung der Maximalforderung der Initiative angeht: Mobilfunk-
antennen raus aus der Stadt auf einen extra dafür zu errichtenden Turm. Zingler: "Das ist für die Betreiber teurer als die Miete auf dem Lagerhausdach."

Die Stadt hat sich bisher stets schwer getan, auf die Mobilfunkbetreiber Einfluss zu nehmen. Bislang mussten Antennen, die nicht höher als zehn Meter sind, nicht genehmigt, sondern nur von der Regulierungsbehörde der Telekom gemeldet werden. Weil aber mit dem Kindergarten nun eine städtische Einrichtung betroffen ist, muss die Stadt etwas unternehmen - findet Dieter Zingler.

Bürgermeister Dr. Helmut Steininger findet es zunächst einmal eher beruhigend, dass die gemessenen Daten so nahe am bzw. unter dem "Salzburger Vorsorgewert" liegen - und nicht in der Nähe der BimSchV-Werte. Dem Expertenstreit steht auch er unentschlossen gegenüber, weil es eben keinen sicheren wissenschaftlichen Nachweis gibt. Während Dieter Zingler auf Untersuchungen verweist, dass es bereits ab einem nW/qcm zu Beschwerden kommen kann, will das Stadtoberhaupt grundsätzlich den beteiligten Ministerien und Behörden trauen.

Dennoch will Steininger das Thema weiter behandeln: In der nächsten Stadtratssitzung am 24. Januar soll Dieter Zingler die Ergebnisse der Messung ausführlich dem Plenum vorstellen. Bis dahin will er die Ergebnisse unter anderem auch Dr. Franz Beblo vom Gesundheitsamt überlassen und um eine Stellungnahme bitten.

Hier geht es zurück zur Startseite der Elektrosmognews