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Nokias Patentantrag zum Schutz vor Gehirntumoren - die deutsche Übersetzung

Aus: The Times, 11.06.2001

Handyhersteller lassen Krebs-Abschirmungen patentieren

VON NIC FLEMING UND IAN COBAIN

DIE weltweit größten Hersteller von Mobiltelefonen haben Systeme zur Verringerung des Risikos von Gehirntumoren bei Benutzern patentieren lassen, gleichzeitig aber Behauptungen über Gesundheitsgefahren zurückgewiesen. Die Ingenieure der "Großen Drei" - Nokia, Ericsson und Motorola - haben alle neue Komponenten erfunden, die die Benutzer vor Strahlenemissionen der Handys schützen sollen. In einer von Nokia beim US-Patentamt in Washington eingereichten Patentanmeldung, zu der die Times Zugang hatte, heißt es, es habe "Vermutungen gegeben", dass andauernde Belastung durch Hochfrequenzstrahlung "zur Entwicklung von bösartigen Tumoren" führen könne. Die Patente zeigen, dass die Hersteller seit mindestens acht Jahren an strahlungsreduzierenden Komponenten arbeiten. Die Unternehmen sind der Ansicht, dass zwischen der Existenz der Patente und ihrer öffentlichen Haltung kein Widerspruch besteht. Die Wissenschaft ist hier geteilter Meinung: Während die jüngste große Untersuchung keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und Krebs erbrachte, weisen andere Studien darauf hin, dass Gesundheitsrisiken möglich sind. Die Entdeckung, dass die Hersteller mit der Anmeldung von Patenten auf strahlungsreduzierende Komponenten offensichtlich "auf Nummer Sicher gehen", hat jedoch Verbrauchergruppen und Wissenschaftler beunruhigt. Die Patente sollen nun in einer Reihe von Gerichtsprozessen, die dieses Jahr in den USA gegen Unternehmen wie den britischen Marktführer Vodafone angestrengt worden sind, als Beweismittel verwendet werden. Im letzten Monat wurden von Carl Hilliard vom Verbraucherverband Wireless Consumer Alliance etwa 25 amerikanische Patente ans Licht gebracht. Alasdair Philips vom britischen Verbraucherschutzverein Powerwatch: "Das bestätigt, dass die Handyfirmen die Möglichkeit von Gesundheitsproblemen viel ernster nehmen, als sie öffentlich zugeben". Die Patente haben auch Medizinphysiker Dr. Alan Preece von der Universität Bristol beunruhigt, der vor zwei Jahren in einer von der Regierung geförderten Studie aufgezeigt hat, dass Strahlung von Mobiltelefonen die Gehirntätigkeit in einer Weise beeinträchtigt, die nicht mit ihrer Wärmewirkung zusammenhängt. Preece: "Ich glaube, sie gehen damit auf Nummer Sicher, damit sie Produkte in der Hinterhand haben, falls tatsächlich Beweise gefunden werden". Der 42-jährige Neurologe Christopher Newman strengt am US-Bundesgerichtshof in Baltimore einen ca. 1,6 Milliarden DM schweren Prozess gegen Unternehmen wie Motorola und Verizon Communications an, da diese für seinen bösartigen Gehirntumor verantwortlich seien. Verizon ist ein Gemeinschaftsunternehmen der amerikanischen Bell Atlantic und Vodafone, dem mit über 12 von 40 Millionen Handybenutzern beliebtesten britischen Netzbetreiber. Newmans Anwalt hat außerdem kürzlich in fünf Staaten Gruppenklagen eingereicht, in denen wieder Verizon und Motorola sowie andere Firmen wie Nokia und Ericsson genannt werden. Er fordert Schadensersatz in unbestimmter Höhe, Geld zur Entschädigung der Menschen, die zur Reduzierung der Belastung für ihre Handys Kopfhörer gekauft haben, und kostenlose schützende Kopfhörer für alle Handybenutzer. Auch im Namen von vier weiteren Tumoropfern wurden Klagen eingereicht. Einer von ihnen, Michael Murray, hat früher Handys für Motorola getestet und meint, dass  die Arbeit seine zwei Gehirntumore verursacht hat. Die größte Anwaltskanzlei für Körperverletzungsfälle in Großbritannien, Thompsons, führt in ihren Büchern 30 Telefonbenutzer, die behaupten, an einer Reihe von Gesundheitsproblemen zu leiden. Einer der Partner, Tom Jones, meint: "Wenn in einem Urteil in den Staaten eine Haftpflicht festgestellt würde, hätte dies einen erheblichen Einfluss auf die Chance von erfolgreichen Forderungen bei uns". Die Hersteller haben bestritten, dass die Patente eine Anerkennung der Existenz von Gefahren bedeuten. So meinte Ericsson-Gesundheitssprecher Michael Westmark: "Angesichts der vorliegenden wissenschaftlichen Beweise gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Handys und negativen Auswirkungen auf die Gesundheit" - eine Ansicht, die auch von Norman Sandler von Motorola vertreten wird. Nokia-Vizepräsident William Plummer: "Dies stellt keinen Widerspruch dar. In den Patenten ist von "Vermutungen" über Gesundheitsrisiken die Rede. Ein Drittel unserer Angestellten ist in der Forschung und Entwicklung tätig, da ist es doch ganz natürlich, dass sie auch Patente anmelden".

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