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Ritterhude: Machbarkeitsstudie am Sendemast beginnt

Quelle: Weser-Kurier, 30.04.2003

Funkturm Bunkenburgsweg: BIPS plant Studie

Professor Rainer Frentzel-Beyme stellte auf Infotreffen Einzelheiten der Machbarkeitsstudie vor

Von Gabriela Keller

Ritterhude. Von ihrem Wohnzimmer hat Susanne Beinert-Hoffmann den Funkmast am Bunkenburgsweg täglich im Blick. „Der Turm ist in den letzten Jahren immer wieder mit Antennen nachgerüstet worden. Bis jetzt habe ich nicht viel darüber nachgedacht und auch nicht unbedingt Angst gehabt“, sagt die Ritterhuderin. Doch jetzt ist sie besorgt. Und nicht nur sie. Die Absicht des Netzanbieters T-Mobile, an dem seit 1983 bestehenden Turm drei UMTS-Antennen anzubringen, sorgt für Unruhe unter den Anwohnern rund um die Ritterhuder Anlage. 18 von ihnen kamen kürzlich zu einem Informationstreffen zusammen.

„Die Sorge um unsere Gesundheit und die unserer Kinder“ treibe sie um, meinte Sprecher Waldemar Orthmann. Als Anwohner der Mozartstraße ist er selbst Betroffener.

Nach seinen Worten häufen sich schon jetzt in der Umgebung des Turmes Krebserkrankungen und Beschwerden wie Konzentrationsmängel und Müdigkeit. „Wenn das alles mit dem Turm zu tun hat, dann muss der Mast weg.“

Die Hoffnungen der Anlieger ruhen auf Professor Dr. Rainer Frentzel-Beyme vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS). Der Mediziner hat Ritterhude als Testfall für eine geplante Studie über mögliche Folgen von Mobilfunk-Strahlung auf den Menschen auserkoren.

Für die beim Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter beantragte Untersuchung sollen insgesamt 1800 Menschen befragt werden. Als eine Art Vortest soll in Ritterhude eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden. Einzelheiten stellten Frentzel-Beyme und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Heike Schröder den Anwohnern während des Infoabends vor.

Demnach werden nach dem Zufallsprinzip rund 50 Teilnehmer für den Test gesucht. Sie erhalten vier Fragebögen. Erhoben werden Daten zur Gesundheit und das Wohnumfeld der Befragten. Eltern sollen das Verhalten ihrer Kinder beurteilen. Außerdem gibt es einen speziellen Fragekatalog für Kinder, die an einer Blutuntersuchung teilnehmen.
20 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Funkturmes und eine Kontrollgruppe von zehn Kindern außerhalb des Einflussbereiches sollen auf Chromosomenveränderungen hin getestet werden. Der Fragebogen erhebt unter anderem Daten über Allergien, Umweltbelastungen, Erkrankungen und kürzliche nuklearmedizinische Untersuchungen.

Für eine eindeutige Zuordnung von Mobilfunkstrahlung und Wirkung muss der Einfluss anderer Strahlungsquellen ausgeschlossen werden. Das Ecolog-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung in Hannover wird zu diesem Zweck Messungen in den Wohnungen der Teilnehmer vornehmen.
Wissenschaftlich verlässliche Aussagen über einen Zusammenhang zwischen Funkstrahlung und gesundheitlichen Folgen sind nach Darstellung von Frentzel-Beyme von der Ritterhuder Untersuchung noch nicht zu erwarten. Die liefere erst die eigentliche Studie. Der Vortest diene dazu, „die Art des Fragebogens zu testen“ und ihn gegebenenfalls zu verändern.

Die ersten Teilnehmer für die Machbarkeitsstudie sind bereits gefunden. Die Besucher des Informationsabends kündigten ihre Bereitschaft an, an der Studie mitzuwirken. Weitere Interessenten können sich an Waldemar Orthmann aus Ritterhude unter der Telefonnummer 04292/40021 wenden.

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