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Weltgesundheitsorganisation WHO startet Forschungsagenda 2003 zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern - viele Mobilfunkstudien geplant

WHO ruft bei der Planung epidemiologischer Studien zur internationalen Koordination und Kooperation der Forscher auf

Viele Studien geplant

Quelle: Internetseite der WHO, EMF-Projekt, Juli 2003

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat soeben (Juli 2003) ihre neue Forschungsagenda "WHO Research Agenda for Radio Frequency Fields" zur Wirkung elektromagnetischer Felder auf Menschen, Tiere, Zellkulturen und biologische Systeme bekanntgegeben und auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Das seit 1999 bestehende EMF-Projekt der WHO, das zunächst nur für Handys vorgesehen war, wird damit auf Mobilfunksender und andere Quellen hochfrequenter elektromagnetischer Felder erweitert.

Dabei sollen auch Bevölkerungsgruppen im Umfeld von Mobilfunksendern und anderen Hochfrequenzquellen epidemiologisch untersucht werden sollen. Besonders betrachtet werden sollen auch Kinder. Kurzfristig soll z.B. die schulische Leistungsentwicklung untersucht werden. (Epidemiology study designs should include children in the cohorts and consider endpoints that may be more or less specific to children (e.g. school performance).

Die Machbarkeit von epidemiologischen Studien bei hochexponierten Bevölkerungsgruppen (z.B. bei bestimmten  Berufsgruppen) soll geprüft werden. Ein Register hochexponierter (d.h. stark bestrahlter) Bevölkerungsgruppen könne das Design solcher Studien erleichtern.

Die WHO ruft bei der Planung epidemiologischer Studien zur internationalen Koordination und Kooperation der Forscher auf.

Berücksichtigt werden sollen auch Erkrankungen wie Grauer Star, Hormonveränderungen, chronische Erkrankungen und mögliche Unterschiede in der Strahlenbelastung in verschiedenen Ländern.

Fortgesetzt werden soll die internationale Studie zu Hirntumoren und Tumoren der Ohrspeicheldrüse.

Die WHO will Modelle für epidemiologische Studien bei der Bevölkerung in der Nähe von Mobilfunk-Basisstationen und anderen ortsunveränderlichen Quellen entwerfen und entwickeln.

Als kurzfristig und dringend erforderlich stuft die WHO im Bereich Epidemiologie folgendes ein:

- Befragungen zur Höhe der Exposition (Strahlenbelastung) im Kontrast zu einfacher Nennung der Strahlungsquelle, um die Höhe der individuellen Strahlenbelastung einzelner Personen bestimmen zu können. Hier soll zum Beispiel der relative Einfluß der Strahlenbelastung im Beruf und zu Hause ermittelt werden, sowie der Einfluß von Alter, Geschlecht und Mobilität. Auch regionale Unterschiede sollen berücksichtigt werden.

- Das zukünftige Design epidemiologischer Studien und dessen Interpretation hänge von jetzt begonnenen Studien ab.

- Das korrekte Design von epidemiologischen Studien bei Wohnbevölkerung und Berufsgruppen soll durch genaue Expositionsmodelle definiert werden.

Langfristig vorgesehene/zukünftige Studien:

Große Kohortenstudien bei Handynutzern unter Einschluß der relativen Erkrankungshäufigkeit und der Sterblichkeit. (Anmerkung der Elektrosmognews: Wurde von der WHO deshalb als langfristiger Bedarf eingestuft, da die Zeiträume seit dem Beginn der Massennutzung von Handys noch zu kurz sind - Latenzzeiten). Die große Stärke einer solchen Studie wäre die breite Streuung. Weitere Zielpunkte, die durch andere Forschungsaktivitäten wichtig geworden wären, könnten auch während einer solchen Studie noch berücksichtigt werden.

Internationalen Organisationen wird dringend empfohlen, die Größe der Kohorte (d.h. der untersuchten Bevölkerungsgruppen) zu erhöhen, um mögliche Verbindungen mit seltenen Krankheiten zu untersuchen.

Die WHO betont, da solche Kohortenstudien lange dauern würden, müsse eine solche Studie dringend gestartet werden.

Ausserdem sollen durch weitere epidemiologische Studien die Effekte hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung auch durch andere Quellen außer Mobiltelefonen (z.B. stationäre Quellen) untersucht werden, hier z.B. Schlafstörungen oder chronische Erkrankungen. Im besonderen sollen mögliche Effekte durch Langzeit- und Ganzkörperexposition bei Levels untersucht werden, wie sie im Alltag vorkommen.

Das aktuelle komplette Forschungsprogramm der WHO zu hochfrequenten elektromagnetischen Feldern macht eher Angst, als dass es beruhigen könnte. Durch seine Komplexität zeigt es eine ganze Reihe möglicher Effekte auf. Es untergliedert sich in folgende Teile:

Epidemiologie, Laborstudien bei Menschen, Laborstudien bei Tieren, Laborstudien an Gewebe- und Zellstrukturen sowie an zellfreien Systemen. Separat soll die Dosimetrie betrachtet werden, also die Ermittlung der individuellen Strahlenbelastung exponierter (bestrahlter) Organismen.

Das komplette Programm zum Bereich Epidemiologie ist hier zu finden:

http://www.who.int/peh-emf/research/rf03/en/index1.html

Die übrigen geplanten Forschungsprogramme sind hier zu finden:

http://www.who.int/peh-emf/research/rf03/en/

Kommentar der Elektrosmognews:

Die WHO hat nie eine Aussage getroffen, dass Mobilfunksendeanlagen und andere Quellen hochfrequenter elektromagnetischer Felder keine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung darstellen könnten. Eine solche Entwarnung hat es nie gegeben. Dies ist auch nicht möglich, da die Menge der vorliegenden Daten bisher viel zu gering ist und z.B. Mobilfunksender erst seit ca. 10 Jahren existieren, die Mehrzahl davon erst seit ca. 4-6 Jahren. Die Latenzzeiten bei Krebs können 30 Jahre und mehr betragen, bei Kindern erheblich weniger, denn sonst könnten Kinder nicht an Krebs erkranken.

All diese geplanten und zum Teil von der WHO als "hochprioritär" eingestuften Untersuchungen zeigen, dass man in keiner Weise bereits davon sprechen kann, dass Mobilfunksender und andere Hochfrequenzquellen "sicher" wären.

Umso mehr ist die Politik verpflichtet, umfassende Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zutreffen, BEVOR der Schaden eingetreten ist. Dies ist bisher in keiner Weise der Fall. Es ist ein unumstößlicher Fakt, dass die aktuellen Grenzwerte lediglich vor thermischen und damit akuten Wirkungen schützen, nicht jedoch vor biologischen Wirkungen und damit vor Langzeitfolgen wie einem möglichen Krebsrisiko. Mehr als 60 Krebshäufungen in der Nähe von Mobilfunksendern warten auf ihre Untersuchung und Abklärung der Ursache, Häufungen von Kinderleukämie in der Nähe von Rundfunk- und Fernsehsendern (übereinstimmend gefunden in mindestens 7 epidemiologischen Studien) sind in den Grenzwerten immer noch unberücksichtigt.

An die WHO und die internationale Politik: Es ist Zeit, zu handeln! Mobilfunk ja, aber sicher! Die Grenzwerte müssen vorsorgeorientiert sofort deutlich abgesenkt werden, um das Gesundheitsrisiko zu minimieren, bis endgültige wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen, welche die Festsetzung sicherer Grenzwerte erst ermöglichen werden.

Was ist, wenn auch nur ein Teil des WHO-Forschungsprogramms unwiderlegbare Ergebnisse liefert?

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